Theo Loevendie

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*  17. September 1930

von Hella Melkert

Essay

Bis um 1968 hielt sich Loevendie abseits von der neuen Musik, in welcher der Serialismus den Ton bestimmte. Das serielle Denken empfand er als einen „Exzeß des Rationalismus“, von dessen Notwendigkeit er nicht überzeugt war: „Ich sehe eher eine historische Notwendigkeit in den Parallelen zwischen Gesellschaft und Musikleben… In einer Gesellschaft, in der Wissenschaft und Technologie ein fast religiöses Gefühl der Sicherheit bieten, wird es immer Komponisten geben, die die ‚einzige wissenschaftlich vernünftige Art zu komponieren‘ entdecken.“ Ohne die Bedeutung mathematischer Operationen sowie des Computers als Arbeitsmittel zur Komposition mißachten zu wollen, ist Loevendie der Ansicht, „daß Komponisten eine gewisse Distanz zu Wissenschaft und Technologie halten sollten, wenn sie verhindern möchten, daß die bereits bestehenden Gräben zwischen dem Komponisten, den Interpreten und dem Publikum größer werden – Gräben, die ein größeres Interesse an menschlichen und sozialen Beziehungen womöglich verkleinern helfen könnte“ (Loevendie 1977, 33).

Aus diesem Zitat spricht eines der wichtigsten Anliegen Loevendies: Musik zu komponieren, die sich nicht im intellektuellen Elfenbeinturm verschließt, sondern hörend mit- und nachvollzogen werden kann. Musik bedeutet ihm in erster Linie Kommunikation. Als ausübender Musiker bewahrte sich Loevendie stets großes Gespür für die musikalische Praxis sowie Offenheit ...